Ausgabe 11

In dieser Ausgabe: Dariusz Lampkowski, Noten von Christian Leonardo Zack, das Album der Woche von JKL Duo, und tolle Musik von Cristian Marcia

Hey!

Hey! 

Willkommen zu Ausgabe 11/24 unseres Newsletters.

Nachdem wir uns in den letzten Ausgaben jeweils immer sehr spezifisch einem Thema gewidmet haben, kommt diese Ausgabe wieder etwas wilder daher.

Wir nehmen euch mit auf einen Ritt von Johann Sebastian Bach über keltische bzw. schottische Musik bis hin zu einem Interview zum Thema Social Media und Gitarre. Wer könnte unsere Fragen dahingehend besser beantworten als Beatrix Kovács – eine Gitarristin, die auf den Plattformen selbst in kurzer Zeit höchst erfolgreich geworden ist?!

Noten gibt es diesmal von Christian Leonardo Zack und abschließend geht's in unserer Kategorie „Gitarre und…“ für diesen Sommer zum letzten Mal nach Paris. 

Aber lest selbst…

Viel Spaß dabei,

Stefan & Willi 

YOUTUBE-FUND DER AUSGABE
Dariusz Lampkowski spielt Bach BWV 998

Mit großer Ruhe und Eleganz spielt Darius Lampkowski Präludium und Allegro aus BWV 998 von Johann Sebastian Bach. Uns beeindruckt, wie gelassen das Präludium erklingt und wie schön die Linien zu verfolgen sind. Im anschließenden Allegro fliegen die Finger über das Griffbrett, ohne dass die Ruhe des inneren Pulses und die großen musikalischen Bögen auch nur einen Moment lang verschwinden. 

Das Beeindruckende an diesem Video der Woche ist, dass es an sich nichts besonderes ist. Die Kamera hält einfach nur drauf. Hier geht es einzig und allein mal um die tolle Interpretation! Bei aller Freude, die uns die Professionalisierung von klassischen Musikvideos gebracht hat. Heute gehen wir „back to the roots“. Und haben ein Performance-Video ausgewählt. :)

Aber zurück zum Stück: Diese Komposition von Bach ist natürlich keine unbekannte und in der modernen Gitarrenversion auch immer mit der BBC-Aufnahme von Julian Bream aus dem Jahr 1978 verbunden.

Dariusz hat seine eigene geschmackvolle Version des Stückes gefunden und wir empfehlen euch sehr, da mal reinzuschauen.

NOTEN
Christian Leonardo Zack – Un Valsecito de Medianoche

Christian Leonardo Zack lässt sich weder in eine berufliche noch eine künstlerische Schublade stecken. Das zeigt schon die Tatsache, dass er Gitarrist, Komponist und Gitarrenbauer in einer Person ist. In seiner Welt dreht sich so ziemlich alles um Klangfarben. Erzeugt durch verschiedenste Spieltechniken oder selbstgebaute Instrumente – teils auf traditionelle, teils auf unkonventionelle Art (z. B. Kastengitarre). Unterschiedliche weltmusikalische Einflüsse füttern seine Kreativität immer wieder aufs Neue. Als halbem Chilenen und halbem Deutschen ist ihm der erweiterte Horizont schon in die Wiege gelegt worden. Wir freuen uns sehr, dass dieser Ausnahmekünstler –- übrigens auch Preisträger internationaler Gitarren- und Kompositionswettbewerbe – uns mit seiner Miniatur „Un Valsecito de Medianoche“ einen kleinen Einblick in seine Welt gibt.

„Der Rhythmus dieses Stücks ist wie eine Mischung aus Joropo Venezolano, Chacarera aus Argentinien und peruanischem Walzer. Diese Kombinationen finden sich natürlich auch in der chilenischen Folklore.“ Ihr könnt euch mit dem Stück direkt selbst nach Lateinamerika entführen lassen. Zumindest haben wir diesen leicht melancholischen und doch leichtfüßigen Vibe beim Spielen direkt verspürt.

Folgt Christian für mehr Info auf Facebook: 
https://www.facebook.com/share/9ABdhp7M8Hxjy4Gm/
…oder auf Instagram: 
https://www.instagram.com/zackolazuli/

ALBUM DER AUSGABE
JKL DUO - The International Poet

The International Poet. Unser Album der Woche. Eine kleine Premiere, weil diesmal nicht ausschließlich Gitarre zu hören ist. Es ist ein Duo-Album: Gitarre und Flöte.

Mal keine „Histoire du Tango“ (bei aller Liebe für diese Komposition). ;)

Schon das erste Stück der LP haut uns um. Richtig schön keltisch/folky und fantasievoll kommt Laura Snowdens Arrangement von Robert Burns’ „Breton Fantasy on Ye Jacobites“ daher. Ja, hier geht's um die Melodien des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Hier haben verschiedene Artists Arrangements für die Besetzung gesetzt. Es macht richtig Spaß, das anzuhören. Und es hat sicher genauso viel Freude gemacht, das aufzunehmen. Das hört man in jedem Stück. Das JKL Duo hat hier richtig was vorgelegt. Zieht euch mal den „Auld Lang Syne Samba“ (!!!) rein. Richtig gute Laune macht nicht nur dieses Arrangement. Und dann sind da noch die wunderbar lyrischen Momente wie bei „The Lea Rig“. 

Mehr spoilern wir an dieser Stelle nicht. Hört euch das bitte an. Hammergutes Album!

KNOW-HOW 
mit Beatrix Kovács

Beatrix Kovács ist eine klassische Gitarristin aus Budapest. Sie begann ihre musikalische Reise bereits in jungen Jahren und hat schon während ihrer Studienzeit zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen. Beatrix ist in ganz Europa aufgetreten und hat 2022 mit der Unterstützung ihrer erstaunlichen Online-Community ihr Debütalbum Journey veröffentlicht, das die Vielseitigkeit des klassischen Gitarrenrepertoires zeigt. Neben ihren Auftritten widmet sich Beatrix auch dem Unterrichten, indem sie regelmäßig pädagogische Inhalte in ihrem YouTube-Kanal postet.

Auf YouTube, Instagram und anderen Plattformen hat sie eine große Anzahl von Anhänger*innen gewonnen. Wir freuen uns sehr, dass Beatrix so freundlich war, unsere Fragen zu beantworten, denn sie ist mittlerweile eine DER Expert*innen auf diesem Gebiet.

Wie hast du mit den sozialen Medien angefangen? Gab es einen bestimmten Startpunkt?

Es waren die ersten Monate der Pandemie. Meine Universität war im Lockdown, ich wohnte bei meinem Freund, und während alle um mich herum arbeiteten und beschäftigt waren, hatte ich plötzlich nicht mehr viel zu tun. Mein Freund sah Gitarrist*innen, die auf Reddit streamen, und schlug vor, dass ich das mal ausprobieren sollte. So fing es an. Ich holte einfach mein Uralt-Handy raus und begann. Die Qualität war grauenhaft, und das Bild sah eher nach Stop-Motion aus als nach einem Video-Livestream. Aber ich fand es toll und die Leute hörten auch gerne klassische Gitarrenmusik. Also machte ich weiter und tauchte regelmäßig auf Reddit auf. Im Chat wurde ich immer häufiger gefragt, ob ich einen YouTube-Kanal oder ein Album hätte oder einen Ort, an dem man mich unterstützen konnte. Also fing ich an, all meine anderen Plattformen einzurichten, und mit der Zeit wuchs es zu dem, was es jetzt ist.

Hast du eine Lieblingsplattform (Twitch, Insta, Podcast, YouTube, TikTok) und wie setzt du deine Prioritäten? (Wieviel Zeit investierst du etwa pro Woche?)

Ich ziehe auf jeden Fall die lange Form der Kurzform vor. Ich konsumiere auch meistens nur lange Videos. Bei Livestreams und Podcasts fühle ich mich am wohlsten, aber ich mache auch gerne längere Gesprächsvideos. Ich bin eine chronische People-Pleaserin und liebe es, mich nützlich und hilfreich für meine Community zu fühlen. Daher fühle ich mich am meisten erfüllt, wenn ich etwas Lehrreiches mache. Es ist schwer zu sagen, wie viel Zeit ich dafür pro Woche aufbringe, aber für ein 15-minütiges Lehrvideo benötige ich insgesamt etwa 15–20 Stunden Arbeit (von der Ideenfindung über das Skript, die Aufnahme, den Titel, das Vorschaubild und die Bearbeitung bis hin zur Veröffentlichung und der plattformübergreifenden Werbung usw.). Seit Kurzem arbeite ich mit einem Cutter zusammen, was bedeutet, dass ich jetzt etwas mehr Zeit habe, die ich nutzen kann, um die Qualität meiner Arbeit in anderen Bereichen zu verbessern.

Was war das Aufregendste, das dir durch Social Media passiert ist?

Die Community. Ich hätte nie erwartet, mit so vielen wunderbaren Menschen ins Gespräch zu kommen. Ich habe echte Freundschaften geschlossen und viele Menschen kennengelernt, auf die ich zählen kann. Und vielleicht noch etwas anderes: Die Menschen sind tatsächlich sehr hilfsbereit. Ich habe mich immer geweigert, um Hilfe zu bitten, weil ich dachte, ich müsste alles allein lösen. Aber die Wahrheit ist, wenn man wirklich gute Absichten mit den Dingen hat, die man macht, findet man Leute, die gerne mitmachen und etwas beitragen. Allein das Wissen, dass es auf der ganzen Welt Gleichgesinnte gibt, die sich freuen, Teil deiner kleinen Gemeinschaft zu sein, ist so wertvoll. Und als ich anfing, meine Musik online zu verbreiten, hätte ich nie gedacht, dass das möglich ist. Ich dachte immer, im besten Fall mögen die Leute meine Musik und hören sich an, was ich mache. Und ja, das habe ich bekommen, aber auch noch so viel mehr.

Hast du Tipps für Gitarrist*innen, die ihre Social-Media-Präsenz verbessern möchten?

Ich glaube, die Menschen haben genug von „allwissenden“ Gurus, die immer auf Hochglanz poliert sind. Wir brauchen echte Menschen in den sozialen Medien. Wenn ihr etwas Interessantes getan oder gelernt habt, sprecht ruhig vor der Kamera darüber. Oder führt es vor. Das war's. Aber präsentiert es auf eine authentische Weise. Ihr müsst nicht perfekt sein, niemand erwartet das von euch. Die Leute wollen echte Menschen sehen. Ich lasse absichtlich Fehler in meinen Videos, z. B. wenn ich eine Technik zeigen will und sie beim ersten Versuch verpatze. Und weißt du was? Ich bekomme Nachrichten, in denen mir gesagt wird, wie sehr die Leute das zu schätzen wissen. In solchen Momenten fühlen sie sich wohler mit ihren eigenen Unvollkommenheiten. Also seid einfach authentisch und vergesst nicht, dass es nicht nur um euch geht, sondern auch um die Menschen, die ihr erreichen wollt.

Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?

Seid nett, wir sind alle im selben Team.

Hier könnt ihr Beatrix folgen und euch ihre aktuellen Videos ansehen:
https://www.beatrixguitar.com/
https://www.youtube.com/c/BeatrixGuitar

GITARRE UND…
Streichquartett

Eine wundervoll sentimentale und gleichzeitig hochvirtuose Komposition ist „Someday in Paris“. Die von Jazz und Flamenco beeinflussten Melodien und die rhythmische Lebendigkeit haben fast etwas Songartiges. Übrigens könnt ihr hier vor allem mal den Komponisten Cristian Marcia selbst an der Gitarre hören. Vielleicht eine der besten Entdeckungen, um den heißen Sommer in seinen letzten Zügen zu genießen, zu verabschieden und Revue passieren zu lassen.

Die Noten von Cristian Marcia findet ihr hier:
https://productionsdoz.com/en/catalog/all/all/marcia-cristian

OUTRO

Wir hoffen, ihr hattet Spaß beim Lesen der vorliegenden Ausgabe. Feedback und Vorschläge gerne wie immer als Antwort-Mail auf diesen Newsletter. Wir freuen uns, von euch zu hören!

Es grüßen,
Stefan & Willi

New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findet ihr unter t-m-b-m.com

Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Ihr könnt unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.