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Ausgabe 18
In dieser Ausgabe: Marco de Biasi im Youtube-Fund der Ausgabe, Noten von Robert Keßler, Album der Woche vom Emily Granger & Andrew Blanch, Know-How mit Jasper Bärtling-Lippina und ein Gruß der Autoren
Hey!
So und so viele Millionen Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen haben Leute deine Musik gehört. Ja genau: Spotify wrapped. Es ist diese Zeit im Jahr, wo man so Zahlen wieder überall auf Social Media lesen kann.
Wir haben uns entschieden, keine Werbung für Spotify zu machen, und wollen stattdessen wieder ein paar tolle Guitarrer@s vorstellen.
Vorher möchten wir noch auf etwas hinweisen: Wir haben nächstes Jahr noch ein paar Kapazitäten für unseren Kreativ-Workshop frei, in dem wir Schüler*innen und Studierende praktisch an das Thema "Arrangieren und Komponieren auf der Gitarre” heranführen. Der Workshop richtet sich an Hochschulen und Musikschulen und ist für verschiedene Levels übertragbar. Bei Interesse könnt ihr hier mehr erfahren und uns kontaktieren:
Nun aber zurück zum Inhalt. Im Interview der Woche unternehmen wir heute eine gedankliche Zeitreise, das Album der Woche klingt trotz nicht-weihnachtlichem Repertoire sehr besinnlich.
In der Noten-Kategorie gibt’s dieses Mal eine anspruchsvolle Jazzkomposition von Robert Keßler, ausgeschrieben für Konzertgitarre.
Damit verabschieden wir uns in die Weihnachtspause. Unser Motto für nächstes Jahr: Es gibt noch viel mehr zu entdecken!
Apropos entdecken:
How many of the miniatures from our Sheet Music category did you check out this year? |
Login oder Abonnieren um an umfragen teilzunehmen. |
Und jetzt viel Spaß bei der letzten Ausgabe von 2024. Im Januar geht’s weiter!
YOUTUBE-FUND DER AUSGABE
mit Marco de Biasi
Dieses Stück hat einfach etwas Heiliges und deshalb passt es auch so gut in die Weihnachtszeit. Es gibt ja Repertoire-Klassiker, die man auch mal eine Zeit nicht hören möchte. La Catedral von Barrios ist für uns definitiv nicht so einer. Marco de Biasi spielt das Stück im Video der Woche zudem wunderbar unaufgeregt und anmutig. Wir haben uns auch sehr über die tolle Video-Location gefreut. Marco de Biasi ist übrigens in mehrfacher Hinsicht ein spannender Künstler. So erforscht er mit seiner SIN-E Research Group die Beziehungen zwischen Farbe, Klang und Bewegung. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem*der sei die Lektüre seines künstlerischen Manifests empfohlen!
NOTEN
Robert Keßler - Little People
©Maxim Schulz – Photography
Für die Miniatur der heutigen Ausgabe haben wir uns nochmal in eine ganz andere Richtung gewagt und wollen euch damit für die Weihnachtspause ein etwas anspruchsvolleres Stück Musik mitgeben. Es lohnt sich musikalisch wie technisch in vielerlei Hinsicht, sich damit auseinanderzusetzen. Versprochen!
Robert Keßler feiern wir schon seit vielen Jahren als absoluten Ausnahmegitarristen ab. Ein Grenzgänger zwischen Jazz, Blues, Pop, Flamenco und Klezmer. Und: ein großer Bewunderer der klassischen Gitarre. Er ist einer der gefragtesten und vielseitigsten Sessiongitarristen Berlins – ob mit Big Band, Orchester, Trio oder Quartett, in Theater oder Fernsehen – und gibt seine Erfahrung als Professor für Jazz- und Popgitarre an der SRH School of Popular Arts weiter.
Er hat uns Leadsheets einiger seiner Stücke geschickt und wir durften auswählen und ein Akustikgitarren-kompatibles Arrangement schreiben.
Mit “Little People” hat Robert die Welt aus den Augen von Kindern betrachtet vertont. Schwebend, verträumt, tiefgründig, leichtfüßig – das wundervolle Hauptmotiv spielt sich wie von selbst.
Hier könnt ihr ins Original reinhören – live gespielt vom Robert Keßler Trio:
https://youtu.be/ksnUrQhG_3M?si=FXxrVTAZqBX_Z61A
Oder checkt Robert Keßlers aktuelles Album Little People aus:
https://open.spotify.com/intl-de/artist/2YYgntmXUMYTCEnzmQdfE0?si=DZHjx28ARyauu0czu2AfZQ&nd=1&dlsi=3ebb24084a854942
ALBUM DER AUSGABE
Emily Granger & Andrew Blanch
Mit dem Titel des Albums Suite Magica ist eigentlich klanglich alles gesagt. Geschrieben hatten wir schon mal an anderer Stelle, dass die Kombination Gitarre und Harfe eine klangliche Dichte zu erzeugen vermag, die ihresgleichen sucht. Wir sind ziemlich weggezaubert.
Andrew Blanch (Gitarre) und Emily Granger (Harfe) haben uns auf diesem Album von Beginn an dabei.
Am meisten hat uns die titelgebende Suite von Emil Puyol mitgerissen. Aber auch die Danzas Españolas mal mit Harfe zu hören, ist so ein Genuss! Die werden hier die nächsten Wochen auf Rotation laufen. Schon der Beginn von “Oriental” trifft zielsicher ins Herz! Die Harfe agiert hier als Melodieinstrument. Wow!
Checkt das aus. Das ist Balsam für die Ohren!
KNOW-HOW
mit Jasper Bärtling-Lippina
Jasper Bärtling-Lippina hatte einst mit der Konzertgitarre seine musikalische Reise begonnen, ist aber längst schon in der Welt der Alten Musik zuhause. Dabei ist er nicht nur ein unglaublich versierter Spielender, sondern immer auch ein hochinteressanter Gesprächspartner, der trotz seines jungen Alters ein großes musikalisches Wissen besitzt, das er förmlich aufsaugt. Solltet ihr ihn treffen, setzt ihm mal testweise verschiedene Aufnahmen eines Orchesterwerkes vor. Die Wahrscheinlichkeit, dass er dendie interpretierenden Dirigent*in benennen kann, ist eher hoch.
Heute wollen wir mit ihm aber einfach mal in seine Welt eintauchen – die der Alten Musik. Danke Jasper für deine Zeit, um unsere Fragen zu beantworten.
Hi Jasper, wie viele Saiteninstrumente besitzt du und wann und wofür setzt du sie ein?
Insgesamt sind es fünf historische Zupfinstrumente und die ein oder andere moderne Gitarre, die ich aber viel zu selten noch benutze. Bei den historischen Instrumenten handelt es sich um eine Renaissance-Laute mit 10 Chören, eine Barocklaute mit 13 Chören, eine Barockgitarre mit 5 Chören, ein Arciliuto mit 14 Chören und eine Theorbe, oder Chitarrone, mit 18 Chören. Ein Chor ist jeweils ein Paar von Doppelsaiten, manchmal in zwei verschiedenen Oktaven. Jedes dieser Instrumente ist anders gestimmt und kann für eine bestimmte Musik gebraucht werden, die in einem bestimmten Zeitraum, in einer bestimmten europäischen Region gespielt wurde. Mit diesen fünf kann ich fast jedes Repertoire grob abdecken, es gibt jedoch noch unzählige Instrumente, die ich nicht besitze.
In welches musikgeschichtlich für dich wichtige Jahr würdest du gerne zurückreisen?
Das kommt ganz darauf an, ob ich dann in dem Jahr bleiben müsste oder wieder zurückkommen könnte. Ich glaube, wenn ich in dem Jahr bleiben müsste, wäre es vielleicht 1960, denn in der gesamten Zeit der Alten Musik wären die Lebensumstände zu hart. Könnte ich jedoch zurückkommen oder gar hin und her reisen, würde ich sicher versuchen, eine der verschollenen Monteverdi-Opern zu retten, und da wäre L'Arianna, also 1608, sicher ein guter Ausgangspunkt. Monteverdi steht für mich für die vielleicht größte musikalische Revolution der europäischen Geschichte. Das würde ich gerne live sehen. Aber das hängt ganz davon ab, ob ich mir auch die Region und den sozialen Stand so aussuchen könnte, dass ich überhaupt Zugang zu diesen Aufführungen hätte. Wie gesagt, eine dunkle Epoche.
Welche Publikation zur historischen Aufführungspraxis hat dir am meisten die Augen geöffnet bzw. dich am meisten weitergebracht und warum?
Das muss ich persönlich mit Musik als Klangrede von Nikolaus Harnoncourt beantworten, das erste, was ich jemals zu dem Thema gelesen habe. Zwar ist das Buch ein kleiner Rundumschlag und geht bei weitem nicht auf jedes Detail ein, das bei meiner täglichen Praxis heute wichtig ist, aber es ist eine unglaublich gute Einführung in die Welt der historischen Aufführungspraxis im Ganzen. Das ist sehr augenöffnend, denn man lernt gewissermaßen eine neue Art, über Musik zu denken, die sich von der traditionell romantischen und der musikwissenschaftlich musealen grundsätzlich unterscheidet. Bei Harnoncourt steht der Mensch im Mittelpunkt – kitschig, ich weiß, aber der Fokus liegt immer auf dem musikalischen Ausdruck als Kommunikationsmittel. Eben "Musik als Klangrede".
Was kannst du jungen Konzertgitarrist*innen raten, die ihre Tür zur Alten Musik gerade erst einen Spalt geöffnet haben?
Vielleicht Musik zu hören, und vor allem die Musik, die nicht gezupft ist. Bläserinnen, Streicherinnen, Opern, Motetten, Madrigale, Oratorien, Sänger*innen. Ein Großteil der Alten Musik geht vom Text aus, und darüber lohnt es sich für uns Zupfende einmal genau nachzudenken. Jeder Konsonant und jeder Vokal hat zum Beispiel unterschiedliche Eigenschaften, in vielen Sprachen hat aber auch die Abfolge der Silben, und auch die Syntax eine bestimmte Melodie. Dazu sollte man sich glaube ich immer wieder die Frage nach den Grenzen musikalischer Notation stellen, vor allem bei früher Musik, und eben auch früher Notation. Diese Musik kommt noch mehr vom Klang zum Papier als vom Papier zum Klang, daher ist es wichtig, sich darüber bewusst zu werden, was nicht in den Noten steht.
Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?
"Buch mich! ;)"
Mehr zu Jasper findet ihr hier:
https://www.jasperbartlinglippina.com/
https://www.instagram.com/jasperbartlinglippina/
Jaspers Ensemble findet ihr hier:
https://www.ilsegretodellemuse.com
https://open.spotify.com/intl-de/artist/5uRDUH7aXwUYrBGDYlsaf8?si=QhswLvdPRXquwLdtQEDxLA
https://www.instagram.com/ilsegretodellemuse
GITARRE UND…Newsletter
Danke, dass ihr ein Jahr mit an Bord seid!
Wir sind Stefan und Willi und neben dem Newsletter sind wir auch das Gitarrenduo TMBM, das ausschließlich eigene Stücke und Arrangements spielt. Und weil es von der Stimmung in die Jahreszeit passt, hier unser Stück “Boxi”. Ein Platz in Berlin, der niemals schläft, außer zwischen 4 und 6 Uhr morgens. Das Stück beginnt und endet um diese Uhrzeit und geht dem täglichen Belebtheitsverlauf des Boxi nach.
Wir wünschen euch eine schöne Weihnachtszeit und lesen uns im Januar!
OUTRO
Wir freuen uns auf nächstes Jahr.
Es grüßen,
Stefan & Willi
New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findet ihr unter t-m-b-m.com
Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Ihr könnt unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.