Ausgabe 19

In dieser Ausgabe: Evan Taucher im Youtube-Fund der Ausgabe, Album der Woche von Peter Graneis, Noten für die Morgenroutine mit Leon Albert, Know-How mit David Gorol und die Feel-good-Melodie der Woche von Branco Galoić

Hey!

Willkommen zur Ausgabe 19 unseres Newsletters.

Der erste im Jahr 2025. Wir haben eine kleine Pause gemacht über den Jahreswechsel, um zu reflektieren, euer Feedback zu besprechen und den Newsletter noch etwas mehr auf die Wünsche der Community auszurichten.

Die Notenkategorie soll mit der heutigen Ausgabe deshalb zu der Idee zurückkehren, wofür sie ursprünglich gedacht war: kleine, kurze Übungsstücke oder Miniaturen für zwischendurch. Wir sind sehr froh, mit Leon Albert einen Gitarristen und Komponisten gewonnen zu haben, der diese Kategorie mit seiner unnachahmlichen Art und seinem Humor bespielen wird.

Vielleicht kennt ihr seine 24 Präludien für den erweiterten Bekanntenkreis!? Wenn nicht: auschecken.

Außerdem wird es angesichts vieler zunehmend schlechter Nachrichten mit der „Feel-good-Melodie der Woche“ eine neue Kategorie geben. Mit solchen Melodien könnt ihr uns auch gerne jederzeit füttern.

Alles weitere – lest selbst.

Besonders viel Freude dabei wünschen euch Stefan & Willi

YOUTUBE-FUND DER AUSGABE
mit Evan Taucher

Mitte Februar in Berlin, nachdem der Frühling kurz angedeutet hat, den Winter abzulösen, kommt ja gerne nochmal Schnee. Daran ist jetzt nichts verkehrt. Wenn man sich ab und an mal so ein Video wie unser Video der Woche anschauen kann. Evan Taucher sitzt da auf Mauritius. Schönste Kulisse, Palmen und Vögel lautstark im Hintergrund. Kurz: Summervibes.

“Maria Luisa” von Julio Sagreras ist auch als Komposition wunderbar leicht. Evan spielt unbekümmert, und dass das Ganze einfach mit einem iPhone aufgenommen ist, passt schon fast ins Konzept.

ALBUM DER AUSGABE
mit Peter Graneis

© PicturePeople

Als Vinyl von einem Freund und Freund von Peter bekommen, lag diese Schallplatte jetzt einige Zeit im Plattenregal. Bis, ja bis wir sie, eigentlich auf der Suche nach einer anderen, letzte Woche zufällig in der Hand hielten.

Bei diesem wunderschönen Gitarrenalbum von Peter Graneis wünschten wir uns, wir hätten es schon früher entdeckt. Erfrischende und runde Track-Folge, die einen durchgehend bei der Stange hält.

Kann man immer wieder hören! Werden wir auch sicher machen.

Besonders gut gefallen haben uns “Due Canzoni Lidie” (Nuccio D‘Angelo), “Des Pas Sur La Neige” (Claude Debussy) und “Prelude no. IX” (Vlastimir Trajković)!

Checkt das aus. Lohnt sich!

MORGEN-ROUTINE
Auf einen Kaffee mit Leon Albert

Herzlich willkommen zu dieser neuen Noten-Routine mit mir. Ich freue mich riesig darüber, in dieser Form Teil des Newsletters sein zu dürfen. (Danke dafür!)

„Chorang“ ist als Choral zu verstehen. Meine aktuelle Routine lautet in diesem Sinne: Sing what you play and play what you sing!

Ich freue mich schon auf alle weiteren Ausgaben und Routinen.

Viel Spaß mit meinen Etüden – ihr macht mich sehr glücklich, wenn ihr sie spielt. Wie Musik in meinen Ohren.

Auf Wiederhören!

KNOW-HOW
mit David Gorol

Wie kommen wir darauf, einen Geiger als Interviewpartner für unseren Newsletter über die (klassische) Gitarrenwelt zu gewinnen?

Nach dem Motto “Die beste Inspiration holt man sich von außen” wollen wir wieder einmal den Blick öffnen. In diesem Fall für unentdeckte Musik. Und hier ist David Gorol ein wahrer Meister!

Neben seiner Tätigkeit als international gefragter Gastkonzertmeister beschäftigt sich David als Leiter und kreativer Kopf des Berolina Ensembles (u. a. Ensemble des Jahres 2014, Preisträger eines Opus d’Or und zwei ECHO Klassik) seit vielen Jahren mit Wiederentdeckungen. Zahlreiche Einspielungen des Ensembles uns unbekannter Zeitgenossen von uns bekannten Größen der Klassik und Romantik sprechen für sich. Lasst euch mitnehmen auf eine kleine Reise durch die Geschichte und das Hinterfragen aktueller Zustände in der Klassikbranche. Jedoch allem voran – lasst euch inspirieren!

Hi David, was hat dich dazu bewegt, dich auf die Wiederentdeckung von in den Tiefen der Geschichte verschwundenen Werken (speziell aus den Epochen Klassik und Romantik) zu fokussieren?

Zuerst waren es vereinzelte Vorlesungen in Musikgeschichte und Gespräche mit Musikwissenschaftlerinnen, die mich neugierig machten, wer eigentlich noch neben den allseits bekannten Tondichterinnen komponierte. Später war es die fehlende Abwechslung der einseitigen Programme der verschiedenen Kulturinstitutionen. Vor gar nicht allzu langer Zeit konnte man zum Beispiel an den Opernhäusern in Berlin innerhalb einer Spielzeit Mozarts Die Zauberflöte in drei verschiedenen Inszenierungen erleben. Ich möchte hier nicht die Existenzberechtigung dieser kritisieren, aber ein Bildungsauftrag und spannende Programmgestaltung (auch zwischen den „Häusern“) sieht anders aus.

Dank der Neugier einzelner Pionier*innen in Bezug auf das Instrumentarium und die Aufführungspraxis kann die Barock-Szene in den letzten Jahrzehnten auf eine Art Renaissance zurückblicken, welche ich den anderen Epochen von früher Klassik bis zur Spätromantik auch wünsche. Man könnte so, meiner Meinung nach, den immer noch traurigen Ruf des „verstaubten Klischees“ der klassischen Musik eindämmen.

Stattdessen finden wir auf nahezu allen Konzertprogrammen in Überzahl Komponisten wie Beethoven, Mozart, Brahms oder Mahler. Die besten Werke deren Schaffens gehören ohne Zweifel zu den Höhepunkten unserer Hochkultur. Doch waren sie keine einzelnen Leuchttürme in sonst so dunkler Zeit – vielmehr waren es die hellleuchtendsten einer Vielzahl an Sternen am Himmelszelt. Vielleicht hat ein „kleinerer Stern“ in seinem Wirken nur 30 Prozent seiner Werke in der Qualität geschrieben, in der die „Großen“ vielleicht 70 Prozent ihres Schaffens hinterlassen haben, doch diese würden dem „Beethovens 5.-gesättigten“ Publikum gut tun. Unsere Gier, nur Werke der Besten oder immerzu nur das uns Bekannte hören zu wollen, macht uns blind und nicht mehr kritikfähig. Stände auf einem Konzertprogramm die „Uraufführung des ersten komponierten Klavierstückes des 3-jährigen Mendelssohn“ würde das mehr Interesse erwecken als eine Wiederaufführung der Oper Das goldene Kreuz von Ignaz Brüll. Das ist tragisch!

Es gibt so viele Sinfonien, Opern, Konzerte oder geistliche Werke wiederzuentdecken!!!

An der Programmgestaltung der Institutionen konnte ich nichts ändern. So habe ich mit der Klarinettistin Friederike Roth das Berolina Ensemble gegründet, um wenigstens dem Genre, an das ich mein Herz verloren habe: der Kammermusik, mehr musikalische Vielfalt von Duo bis Dezett zu eröffnen.

Hat man dann solche Juwelen im Repertoire, sind es wider Erwarten gar nicht die Zuhörer*innen, die schwer zu überzeugen sind. Es sind die Konzertveranstalter, die man ermutigen muss, ihrem Publikum neue „Sternstunden“ zu schenken.

Kannst du kurz ein, zwei Ansätze oder Wege beschreiben, wie du auf diese Werke und Komponist*innen stößt?

Eine Möglichkeit ist es, das Umfeld der bekannten Komponistinnen unter die Lupe zu nehmen, in Biographien „Komponierfreundinnen“ ausfindig zu machen, nach Tondichter*innen zu forschen, die mit Kompositionswettbewerben in Verbindung stehen, oder einfach die Gesellschaften musikalischer Salons aus der entsprechenden Zeit zu erkunden, an denen sie teilnahmen.

Eine andere Möglichkeit ist es, die Klassen derer namhaften Kompositionsprofessorinnen (Bargiel, Graedener, Zemlinsky etc.) und deren Studienfreundinnen genauer zu betrachten.

Da wird man schnell fündig und merkt, dass es nicht eine willkürliche Suche nach "Wald-und-Wiesen-Komponist*innen“ ist, die man nie gehört hat, sondern es oft wiederkehrende Namen – gar Größen ihrer Zeit – sind, die Kompositionsschulen und „Idealen“ folgten.

Zu Brahms gehört auch Brüll! Zu Schubert gehört auch Hüttenbrenner! Gäbe es Mahler ohne Rott? Heinrich Hofmann: Seine Frithjof-Sinfonie war das meistgespielte Werk im Kaiserreich! U.v.m.

Das sind keine Geheimnisse! Es wurde nur vergessen – wie einst auch Bach vergessen wurde!

Was war die für dich spannendste Wiederentdeckung?

Eines der spannendsten Wiederentdeckungen war das Oktett Dem Lande meiner Kindheit von Waldemar von Bausznern (1866–1931). Mit der Besetzung von 3 Geigen, Cello, Kontrabass, Flöte, Klarinette und Klavier ahmt der Siebenbürger Sachse eine damals typische “Zigeunerkapelle” nach und sieht mit der Vollendung des Werkes 1914, wenige Wochen vor Ausbruch des 1. Weltkrieges, sogar mit dem teilweise versteckten Einsetzen der Hymnen von Deutschland und Österreich-Ungarn (dem Rákóczi-Marsch) das Ende “des Landes seiner Kindheit” voraus. Ein musikalisches Zeitzeugnis!

Bist du bei deinen Recherchen auch schon auf Komponist*innen gestoßen, die für Gitarre komponiert haben?

Der Berliner Carl Wilhelm August Blum (1786–1844). Schüler von Antonio Salieri, späterer Hofkomponist der Königlichen Hofoper und teilweise Leiter des Königsstädtischen Theaters in Berlin, wo er in einer Reihe mit den Komponisten Rossini und Bellini genannt wird.

Sein kompositorisches Schaffen besteht neben Opern nahezu ausschließlich aus Literatur für Gitarre allein oder für Gitarre mit anderen Instrumenten oder Gesang. Viel Vergnügen beim Entdecken!

Ein weiterer ist ein Diplomat aus Wien, der nur unter einem Pseudonym komponierte, den ich aber noch dem Berolina Ensemble vorbehalte … ;)

Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?

Arbeiter*innen! Hört mehr Klassik! (Das gilt auch für Angestellte, Beamte und Selbständige)

Mehr über David Gorol und das Berolina-Ensemble:

FEEL-GOOD-MELODIE DER WOCHE
mit Branco Galoić

Eine beschwingte und positive Melodie! Da hat man gleich Lust, morgens aus dem Bett zu springen. Oder mitten am Tag mal in den Himmel schauen. Stress? Bad News? Kurz die Kopfhörer auf, die Haare in den Wind und aufgesprungen auf den Zug der guten Laune!

Unsere Feel-good-Melodie der Woche!

OUTRO

Wir hoffen, wir konnten euch mitnehmen auf die erste Entdeckungsreise 2025. Uns war's wieder eine große Freude, so viel tolle Musik zu hören!

Feedback und Anregungen gerne wie immer als Antwort auf diese Mail!

Wir hören und lesen uns! 
Stefan & Willi

New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findet ihr unter t-m-b-m.com

Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Ihr könnt unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.