- New Classical Guitar
- Posts
- Ausgabe 24
Ausgabe 24
In dieser Ausgabe: Valeria Galimova im Youtube-Fund der Woche, Album der Woche vom European Guitar Quartet, Noten für die Morgenroutine mit Leon Albert, Know-How mit Julia Trintschuk und die Feel-good-Melodie der Woche mit Woody Guthrie
Hey!
Ein musikalischer Geschichtenerzähler schreibt Valeria, die wir unlängst im Interview haben durften, einen Walzer. Ein gelungenes Wortspiel ist der Titel des aktuellen Albums des European Guitar Quartets. Und wer schon mal die Freude hatte, als Solist*in mit einem Orchester zu performen, weiß, dass das noch mal anderer Skills bedarf.
Dazu jede Menge Insights im Interview mit der wunderbaren Julia Trintschuk. Und während wir uns bei der Feel-good-Melodie mit Woodie Guthrie in ein Cabrio setzen und in eine Zeit reisen, in der Klimakatastrophen noch nach Klappentexten von Science-Fiction-Romanen klangen, entflieht Leon Albert in der Etüden-Kategorie, wie immer leichtfüßig routiniert, dem Weltschmerz mit einem gekonnten Fugato.
Mit Ausgabe vierundzwanzig sind wir im Mai angekommen. Heute öffnen wir die Fenster, genießen den Frühling und zelebrieren die gitarristische Vielfalt und den nicht abreißenden Strom von spannenden Veröffentlichungen. Was für ein Glück, immer wieder in diese Welt abtauchen zu können. Ein kleines musikalisches Utopia. Eine kleine Insel, die jeder Dystopie tapfer die Stirn bietet. Seid mutig, optimistisch und lasst uns den Zeitgeist mit Schönem einfärben. Und: Empfehlt diesen Newsletter Gitarren-Enthusiast*innen eures Vertrauens.
Viel Freude beim Lesen,
Stefan und Willi
YOUTUBE-FUND DER WOCHE
mit Valeria Galimova
Wie schön, wenn man ein Stück gewidmet bekommt. Schön vor allem, wenn es sich um solch ein lyrisches Kleinod handelt wie der Walzer, den Mathias Duplessy Valeria Galimova gewidmet hat und ja, man merkt Valeria die besondere Beziehung zu dieser Widmung an, wenn sie träumerisch und leicht über die Saiten fliegt.
Mathias Duplessy ist ein musikalischer Weltenbummler, der Grenzen einfach wegspült. Mit seiner Gitarre reist er von Paris bis in die Steppen der Mongolei – und nimmt uns mit auf eine Klangreise, die genauso wild wie wunderschön ist. Er liebt es, Kulturen zu vermischen: französischer Esprit trifft auf asiatische Mystik, Filmmusik auf Folk, Jazz auf Pferdekopfgeige. Wenn er spielt, klingt das nach Abenteuer, Sehnsucht und Kino im Kopf. Duplessy ist kein gewöhnlicher Musiker – er ist ein Geschichtenerzähler. Schaut’s euch an.
ALBUM DER WOCHE
mit European Guitar Quartet

Im Titel steckt viel, doch eines beschreibt das Album Fourtune am deutlichsten: Glück!
Die vier Gitarristen des European Guitar Quartet bedürfen keiner großen Einführung, denn sie sind alle für sich international bekannte Ausnahmekünstler. Was für ein Glück, dass sie sich in diesem Quartett zusammengefunden haben. Und nach 10 Jahren gibt’s jetzt endlich was Neues auf die Ohren. No pressure, aber nach so vielen Jahren muss das Album dann auch zünden. Wir nehmen es vorweg: Das tut es ;)
Und zwar mit sowas von viel Spielfreude! Die Stücke sind in sich schon super abwechslungsreich komponiert, was Sounds und Techniken angeht. Im Kontext der Trackliste spinnt sich dieser Facettenreichtum dann fort. Wir hatten ausreichend Spaß beim Hören!
Der erste Titel, “Turn the World Around”, hat uns eine Art Grundlächeln ins Gesicht (und alles, was dahinter und drunter liegt) gezaubert, das wir in der Folge nicht mehr losbekommen haben. Auch nicht bei “Porthos”, einem wunderschön schwelgenden, elegischen Stück. “Father O’Blivion” wäre dann noch so ein Kandidat, der in die Kategorie “Oh Yes” fällt. Ihr werdet euch auf jedes nächste Stück freuen – versprochen!
Reentko, Thomas, Pavel und Zoran stehen für eine außergewöhnliche, einzigartige Fusion, bei der das Beste von jedem in diesem Quartett und dessen künstlerischer Fruchtbarkeit zum Tragen kommt.
Und zum Schluss noch ein kleiner Spoiler: der Schluss …
ENJOY!
MORGEN-ROUTINE
Auf einen Kaffee mit Leon Albert

Hi Leon, was ist die Routine für diese Woche?
Ein bisschen fugato als Ablenkung oder Flucht vor dem Weltschmerz schadet nie. Außerdem machen Kompositions-Tricks wie Spiegelung usw. einfach immer Spaß. Vielleicht bietet diese Etüde auch etwas Inspiration für eure eigenen Stücke?
KNOW-HOW
mit Julia Trintschuk

Julia Trintschuk gehört zu einer neuen Generation klassischer Gitarristinnen, die durch Ausdrucksstärke und stilistische Offenheit überzeugen. In ihren Konzerten zeigt sie, wie facettenreich und lebendig das Repertoire für Gitarre klingen kann – ob solistisch oder im Zusammenspiel mit Orchester. Ihre musikalische Handschrift verbindet technische Präzision mit erzählerischer Tiefe. Im Interview geht es unter anderem darum, wie man sich auf ein Konzert als Solistin mit Orchester vorbereitet, welches Konzert sie gerne einmal spielen würde und welches Konzert sie am meisten genossen hat.
Danke Julia, dass du dir die Zeit genommen hast, uns unsere Fragen zu beantworten!
Hi Julia, was war das schönste Konzert, das du als Solistin mit Orchester gespielt hast, und warum?
Jedes Konzert bringt seine eigenen besonderen und schönen Erfahrungen mit sich, da alle Gitarrenkonzerte, die ich gespielt habe, sehr unterschiedlich sind, vor allem wenn wir über Konzerte aus unterschiedlichen Epochen sprechen. Auch jeder Dirigentin und jedes Orchester ist anders. Was immer eine besondere Atmosphäre bringt, ist, wenn man die Ehre hat, ein Konzert uraufzuführen und mit den Komponist*innen zusammenzuarbeiten. Einige der emotional besondersten Konzerte, die ich gespielt habe, waren das allererste Konzert, das ich mit Orchester gespielt habe, als ich 16 Jahre alt war (Concierto de Aranjuez), das erste Mal, dass ich ein zeitgenössisches Gitarrenkonzert uraufgeführt und mit dem Komponisten zusammen mit dem Orchester gearbeitet habe (Konzert von Björn Raithel) und meine Abschlussprüfung als Solistin, bei der ich eines der Gitarrenkonzerte meines letzten Lehrers Joaquín Clerch gespielt habe (Concierto de Cáceres).
Wie bereitest du ein Stück für die ersten Proben mit einem Orchester vor?
Für mich ist es wichtig, den Orchesterpart sehr gut zu kennen, nicht nur um gute musikalische Entscheidungen im Hinblick auf meine Phrasierung, Artikulation, Fingersätze usw. zu treffen, sondern auch um zu sehen, wo es Schwierigkeiten geben könnte, an denen wir in den Proben arbeiten müssen. In der Regel bleibt bei den Proben nicht viel Zeit. Daher ist es äußerst wichtig, die Zeit effizient zu nutzen und sehr gut vorbereitet zu sein. Vor allem bei Uraufführungen oder unbekannten zeitgenössischen Konzerten ist es sehr hilfreich, das Stück vor der ersten Probe mit demder Dirigentin durchzugehen und gegebenenfalls einige Teile nach der ersten Probe direkt mit den einzelnen Musiker*innen im Orchester zu besprechen.
Kannst du uns eine lustige Geschichte, einen unerwarteten Moment, eine Herausforderung oder sogar einen Fehler erzählen, den du während einer Probe oder eines Konzerts als Solistin gemacht hast?
Natürlich gibt es immer wieder lustige Momente, wenn es um die Verstärkung der Gitarre beim Spielen mit dem Orchester geht! Aber der unerwartetste Moment war wohl, als ich ein Gitarrenkonzert uraufgeführt habe und der Dirigent gleich nach den ersten paar Takten eine kleine Kadenz für die Gitarre übersprungen hat und stattdessen den nächsten Einsatz für das Orchester gegeben hat, bei dem ich sofort mitspielen musste. Es war also ein etwas überraschender Sprung zum nächsten Teil! :D
Gibt es ein Gitarrenkonzert, das du dir in Zukunft gerne vornehmen würdest und das du noch nicht aufgeführt hast? Gibt es ein zeitgenössisches Konzert, das du magst?
Es gibt viele wunderbare Konzerte, die sehr unbekannt und schwer zu finden und aufzuführen sind, aber ich habe auf jeden Fall eine Liste von Konzerten, die ich in Zukunft aufführen möchte, und noch mehr hoffe ich, mehr Uraufführungen zu spielen, damit unser Repertoire für Gitarre und Orchester immer größer und die Kombination von Orchester und Gitarre immer populärer und natürlicher wird.
Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?
Heilt weiter Seelen!
FEEL-GOOD-MELODIE DER WOCHE
mit Woody Guthrie
Eine beschwingte und positive Melodie! Da hat man gleich Lust, morgens aus dem Bett zu springen. Oder mitten am Tag mal in den Himmel schauen. Stress? Bad News? Kurz die Kopfhörer auf, die Haare in den Wind und aufgesprungen auf den Zug der guten Laune!
Unsere Feel-good-Melodie der Woche!
OUTRO
Vielen Dank fürs Lesen! Checkt die Playlist zum Newsletter. Sie wächst! Empfehlt uns Musik dafür. Seid gut zueinander. Genießt den Mai.
Wir hören und lesen uns! Stefan & Willi
New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findet ihr unter t-m-b-m.com
Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Ihr könnt unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.