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Ausgabe 36
In dieser Ausgabe: Karlejin Langendijk im Youtube-Fund der Woche, Album der Woche von Berta Rojas, Noten für die Morgenroutine mit Leon Albert, Know-How mit Johannes Frank und die Feel-good-Melodie der Woche mit Noga Erez
Hey!
Unser YouTube-Fund der Woche holt uns in die Gemütlichkeit des Winters rein und das Album der Woche sorgt für die Sonnenstrahlen, während Leon in der Notenkategorie in den eiskalten Berliner Winterhimmel schaut. Gegensätzlichkeiten dürfen nebeneinander existieren. Und wer in der Jahreszeit mit den kürzeren Tagen vorhat, ein langes Album aufzunehmen oder einfach sein nächstes YouTube-Video, oder sich überhaupt erstmal an das Thema Gitarren-Recording heranwagen möchte, der findet hoffentlich sehr viele Anregungen im Interview mit Johannes Frank von Feinklang Mastering.
Übrigens: Die Antworten auf unsere Plakatfrage findet ihr ab jetzt auch als Plakat auf einem kleinen aber feinen Instagramkanal.
Lasst euch inspirieren und teilt sie gerne mit Gitarrenfreund*innen und Kolleg*innen, die ein bisschen Inspiration im Konzert-, Übe- und Unterrichts-Alltag gebrauchen können! Wir jedenfalls freuen uns jedesmal über die Antworten der Artists auf diese Frage und finden es immer wieder spannend, welche Message unsere Interviewpartner*innen auf ein Plakat drucken würden.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen!
Stefan und Willi
YOUTUBE-FUND DER WOCHE
mit Karlejin Langendijk
Jetzt ist wohl Winterzeit. Zumindest in Berlin sind die Temperaturen zwischenzeitlich auf unter null Grad gerutscht. Aber was gibt es Gemütlicheres, als wenn die Sonne scheint und die klirrende Kälte begleitet? Richtig: Schnee. Keine Angst – unser Video der Woche ist kein Arrangement von “Let it Snow” und “Last Christmas” verkneifen wir uns auch. Das Stück in unserem Fund heißt “Winter”. Die dicke Jacke rausholen, einen Spaziergang machen und wenn man wieder zurück nach Hause kommt, einen Tee machen und dieses wundervolle Video anschauen. Für unsere Leser*innen in Übersee: Kann man übrigens auch in Regionen machen, wo es keinen Winter gibt (wahlweise ohne dicke Jacke). So delikat und leicht gespielt hat Karlijn ihr Stück, dass wir es gleich mehrmals geschaut haben. Kurz: „Winter“ von Karlejin Langendijk hat uns ein akustisches Wohlgefühl und eine Gemütlichkeit gebracht und die positiven Dinge an der kalten Jahreszeit mal eben verdoppelt.
ALBUM DER WOCHE
mit Berta Rojas

©Guillermo Fridman
Im heutigen Album der Ausgabe stehen zwei der bedeutendsten Gitarristinnen überhaupt im Fokus. Die paraguayische Gitarristin Berta Rojas widmet sich auf ihrer Platte Legado Ida Presti und María Luisa Anido. Ein wirklich passendes Trio an außergewöhnlichen Frauen!
Berta Rojas nimmt den*die Zuhörer*in an die Hand und führt mit kristallklarem, kräftigem Sound und stark überzeugenden Interpretationen durch das Vermächtnis zweier herausragender Gitarristinnen und Komponistinnen. Und ergänzt wird das Ganze durch Hommagen an die beiden: J.W. Duarte widmet mit “Idylle Pour Ida” Ida Presti ein Stück, Sergio Assad porträtiert Anido in vier Sätzen in “Anido‘s Portrait”.
Wenn ihr euch einen ersten Höreindruck gönnen wollt, sei euch “Danse Rhythmique” von Ida Presti empfohlen! Hört sich weg wie ein sonniger, warmer Tag in dieser kühler und dunkler werdenden Jahreszeit!
Ausführliche Hintergrundinfos zur CD findet ihr im Booklet (PDF) auf Bertas Homepage: www.bertarojas.com/legado
MORGEN-ROUTINE
Auf einen Kaffee mit Leon Albert

Hi Leon, was ist die Routine für diese Woche?
In den Himmel schauen.
KNOW-HOW
mit Johannes Frank

Den Sound schärfen, Aufnahmen näher, klarer, wärmer bekommen? Heute geht es mal ums Thema aufgenommene Musik. Johannes Frank steht hinter Feinklang Mastering, einem Studio mit feinstem High-End Equipment und viel Erfahrung in Pop, Klassik und akustischer Musik. Wir arbeiten seit Längerem mit ihm zusammen und vertrauen ihm unseren Sound an. Johannes ist kein klassischer Tonmeister und genau das bringt frische Perspektiven. Im Gespräch geht es darum, was eine gute von einer großartigen Aufnahme unterscheidet, wo man bei der Mikrofonierung sinnvoll startet und woran man merkt, dass es sitzt. Wir sprechen über Entscheidungen im Mix und Master, damit Transienten, Dynamik und Wärme bleiben, plus einen kleinen Praxiskniff. Am Ende gibt es wie immer unsere Plakatfrage. Und ihr: Wie klingt eure ideale Gitarrenaufnahme?
Hi Johannes, was unterscheidet für dich eine gute von einer großartigen Akustik-Gitarrenaufnahme?
Für mich ist der entscheidende Unterschied die Nähe und Intimität, die eine Aufnahme vermittelt. Eine gute Aufnahme bildet das Instrument korrekt und ausgewogen ab – man hört alles, was man hören sollte. Eine großartige Aufnahme dagegen lässt einen das Instrument fühlen. Sie schafft dieses besondere Gefühl, als säße man selbst mit der Gitarre im Raum. Ich persönlich bin ein großer Freund des neo-klassischen Klangbilds. Es hat oft weniger Distanz und wirkt unmittelbarer als klassische Aufnahmen, die meist viel Raumanteil und damit auch eine gewisse formale Strenge haben. Mich zieht es eher zu dieser nahen, fast privaten Klangästhetik hin – wo jeder Anschlag, jede Bewegung der Finger und jede kleinste Nuance hörbar bleibt. Diese Nähe ist das, was eine Aufnahme für mich wirklich berührend machen kann.
Mikrofonierung: Wo würdest du mit Position und Abstand starten und woran merkt man, dass es “sitzt”?
Ich beginne fast immer mit zwei Kleinmembran Mikrofonen – eines am Griffbrett auf Höhe des 7. Bundes und eines nah am Schalloch vom Korpus, beide relativ direkt ausgerichtet. Der Abstand hängt stark von der Spielweise ab: Bei einem sanften, dynamischen Fingerpicking darf es ruhig etwas näher sein, bei kräftigem Strumming oder perkussiver Spielweise lieber etwas weiter weg, um eine Übersteuerung der Mikrofonkapsel und Härte im Klangbild zu vermeiden. Als Startpunkt hat sich für mich ein Abstand von etwa zwei Handbreit, also rund 20 Zentimetern, bewährt.
Wann es “sitzt”, erkennt man daran, dass die Gitarre greifbar klingt. Wenn man die Augen schließt und das Gefühl hat, das Instrument steht direkt vor einem, dann ist man angekommen. Dieses Gefühl stellt sich oft ganz natürlich ein, wenn Balance, Phase und Abstand harmonieren.
Im Mix und Master: Welche Dinge sind für dich entscheidend, damit Transienten, Dynamik und Wärme erhalten bleiben?
Das Wichtigste ist für mich Achtsamkeit im Umgang mit Kompression und Limiting. Es gibt Kompressoren, die Transienten nahezu verschlucken, und andere, die sie nur leicht abrunden oder sogar betonen. Hier höre ich sehr genau hin, welcher Charakter gerade passt.
Eine Akustikgitarrenaufnahme lebt von ihrer Dynamik. Wenn man sie zu sehr glättet, verliert man schnell das Gefühl von Echtheit. Die feinen Unterschiede zwischen leisem Anschlag und kräftigem Strum erzählen oft die emotionale Geschichte des Stücks. Mein Ziel ist, dass das Endergebnis so klingt, als würde man direkt neben der Gitarre sitzen – warm, natürlich und voller Bewegung.
Hast du einen kleinen, vielleicht kontraintuitiven “Geheimtrick”, der fast immer hilft?
Nicht unbedingt kontraintuitiv aber wichtig: Ich spiele gern mit der genauen Position und Drehung der beiden Direktmikrofone und deren Abstand zueinander. Schon kleine Veränderungen können eine große Wirkung haben. Besonders spannend ist die Phasenlage – sie kann entweder die Mitten völlig auslöschen oder sie richtig schön hervortreten lassen. Und gerade die Mitten sind entscheidend für den Charakter und die Intimität der Aufnahme. Hier kann es auch helfen, die Mikrofone nicht gleich zu gewichten, sondern sich für eines der beiden zu entscheiden und das zweite nur zuzumischen.
Ein weiterer Punkt, den viele unterschätzen, sind die Stützmikrofone im Raum. Sie müssen gar nicht laut gemischt sein, aber sie verleihen der Aufnahme diesen “Ich war dabei”-Charakter. Es ist, als würde man nicht nur die Gitarre hören, sondern auch den Raum, in dem sie atmet. Das macht den Klang lebendig, organisch und oft viel emotionaler.
Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?
Lasst euch auf die Kunst ein – sie schürt Freude.
Mehr über Johannes und sein Feinklang-Studio: feinklang-mastering.de/home
FEEL-GOOD-MELODIE DER WOCHE
mit Noga Erez
Eine beschwingte und positive Melodie! Da hat man gleich Lust, morgens aus dem Bett zu springen. Oder mitten am Tag mal in den Himmel schauen. Stress? Bad News? Kurz die Kopfhörer auf, die Haare in den Wind und aufgesprungen auf den Zug der guten Laune!
Unsere Feel-good-Melodie der Woche!
OUTRO
Vielen Dank fürs Lesen! Anregungen und Anmerkungen gerne direkt als Antwort auf diese Ausgabe. Neue Musikentdeckungen – auch von Artists, über die wir in der heutigen Ausgabe geschrieben haben – wie immer in unserer Spotify-Playlist zum Newsletter, die wir weiter unten verlinkt haben.
Seid gut zueinander.
Wir hören und lesen uns!
Stefan & Willi
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New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findet ihr unter t-m-b-m.com
Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Ihr könnt unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.

