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Ausgabe 9
In dieser Ausgabe: Laura Snowden, Noten von Emilia Giuliani-Guglielmi, Das Album der Ausgabe von Teresa de Rogatis / Mònika Minar und tolle Musik von DUO FANTASQUE.
Hey!
Könnt ihr euch noch an dieses Gefühl in der Kindheit erinnern, wenn man etwas Neues entdeckt hat? Und das gefühlt jeden Tag zehnmal. Dadurch fühlen sich die Tage in der Retrospektive unendlich lang an. Vielleicht ähnlich einer langen Reise im Erwachsenenalter. Eine Vielzahl neuer Eindrücke, Dinge, die man zum ersten Mal macht. Nun, so geht es uns musikalisch, seit wir Eva Beneke vor ein paar Wochen getroffen haben. Wir haben so viel Neues entdeckt und gehört und allein das wäre schon ein absoluter Mehrwert, den uns das Schreiben dieses Newsletters geschenkt hat.
Zunächst müssen wir aber ehrlich zugeben und das auch drastisch formulieren: Wir sind selbst wohl auf einem Auge blind gewesen. Auch wenn das Thema gesamtgesellschaftlich schon (historisch gesehen wohl eher „erst“) seit einiger Zeit zurecht sehr präsent ist, haben wir uns nie gefragt warum der Kanon der klassischen Gitarre zu nahezu 100 Prozent aus Musik von Männern besteht und parallel dazu natürlich auch die Konzertprogramme. Und auch unsere Frage war: Gibt es denn überhaupt gute klassische Komponistinnen für Gitarre im historischen Kontext? Wie peinlich. Denn ja, die gibt's. Seitdem sind wir auf Entdeckungsreise und wir hoffen, euch hier mit unserem Enthusiasmus ein Stück weit mitzunehmen. Es geht hier nicht darum, Gräben aufzumachen, sondern darum, uns selbst, uns alle zu sensibilisieren und Freude an der Entdeckung von Komponistinnen in der Geschichte der Gitarrenmusik zu entfachen.
Dafür haben wir in der Notensektion einen Schatz ausgegraben. Der Name sollte bekannt sein. Giuliani. Schon mal gehört? Auch mit dem Vornamen Emilia? Wir finden das Stück ziemlich geil. Und deshalb folgende Challenge: Checkt das aus, postet ein Reel des Stückes auf Insta und markiert uns mit @tmbm_guitar. Und alle eure Gitarrenfreund*innen, von denen ihr eine Version hören möchtet. Lasst uns den Hashtag #femaleguitarcomposer verwenden. Wir hoffen auf ganz viele Versionen des Präludiums.
Und jetzt lest euch rein und lasst gemeinsam ein Augenmerk auf die tollen Komponistinnen werfen. Female composers only. Und um es mit Eva Benekes Worten zu formulieren: “Hoffentlich brauchen wir irgendwann die Diskussion nicht mehr…”, denn: “Today is the future”.
YOUTUBE-FUND DER AUSGABE
Laura Snowden – The Strange World of Spiders
Schon mal Spinnen beobachtet? Diesen seltsamen Wesen hat Laura Snowden ein Stück geschrieben und man kann gar nicht aufhören, ihr beim Spielen zuzusehen. Warum? Weil sie einerseits in ihr kompositorisches Reagenzglas fantastische Zutaten gerührt hat. Einen großen Schluck Verrücktheit, eine feine Prise Zerbrechlichkeit und eine sehr ordentliche Portion Magie. Das alles gut durchgeschüttelt und es ist ein solch wundersames und schönes Stück Musik zu hören. Das dampft und blubbert nur so in allen erdenklichen Farben.
Dazu kommt noch, dass Laura ihre eigene Komposition mit ihrer filigranen Technik und ihrem unglaublichen Gespür für Klang zauberhaft in Szene setzt. Ein Capo über vier Saiten und auf beiden Seiten gespielt. Bottleneck, Lefthand-Hammerings. Alles dabei. Aber: Nicht aus Effektverliebtheit. Jedes Werkzeug hat seinen Zweck und unterstützt die Geschichte des Stückes.
Wir sind begeistert vom ersten bis zum letzten Ton und staunen über so viel Fantasie. Unbedingt anhören beziehungsweise, wenn es hier nicht passt, wo dann: unbedingt verzaubern lassen!
PS: Da das Stück eine Auftragskomposition ist, könnt ihr euch die Noten sogar bei Laura herunterladen und selbst in die seltsame Welt der Spinnen einsteigen.
Uns bleibt nur zu hoffen, dass Laura zukünftig mal eine Miniatur zu diesem Newsletter beisteuert, und für uns alle wünschen wir uns, dass sie noch sehr viel mehr eigene Musik komponiert.
NOTEN
Emilia Giuliani-Guglielmi – “Präludium Nr. 3” aus Sei Preludi per Chitarra, Op. 46
Da sticht im Titel doch direkt ein Name ins Auge: Giuliani. Kennt man. Seine Tochter? Offen gestanden: Kannten wir nicht.
Mauro Giuliani ist aus der Gitarrenwelt nicht wegzudenken. Uns geht es mit Emilia Giuliani-Giuglielmi, die ebenfalls Gitarrenvirtuosin und Komponistin war, nach der Recherche für die heutige Ausgabe genauso. Sie war sogar die Erfinderin des “Doppelflageoletts”, was wir heute als künstliches Flageolett kennen. Spannend!
Auf der Seite des Sophie-Drinker-Instituts für musikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung gibt es ausreichend Info über Emilias Leben und Schaffen.
Hier der Link: https://www.sophie-drinker-institut.de/giuliani-emilia.
Für einen Einblick in Emilia Giulianis Kompositionsstil haben wir für die Notenausgabe aus den 6 Präludien für Gitarre (Wien, 1841) der Nummer 3 einen neuen Look verpasst. Es ist ein Stück aus der Klassik, ja. Es trägt sicher auch ein wenig die Handschrift des Vaters – klar. Aber das Präludium ist mit ein paar schönen Wendungen angereichert, die man dann doch nicht unbedingt kommen sieht. Erfrischend!
Wir haben uns bei Artikulation und Dynamikangaben nach dem frei verfügbaren Scan des Originaldrucks gehalten. Fingersätze, Lagenbezeichnungen, etc. haben wir ebenfalls übernommen, aber auch ordentlich hinzugefügt. Wie immer sind diese ein Vorschlag unsererseits und dürfen gerne dem individuellen Stil und Interpretationsgustus angepasst werden :)
Wir fänden es ja sehr spannend, eure Interpretationen dieses “Presto” in Form eines Reels auf Insta zu sehen. Wie eingangs bereits erwähnt: Markiert uns mit @tmbm_guitar. Und alle eure Gitarrenfreund*innen, von denen ihr eine Version hören möchtet.
Hashtag: #femaleguitarcomposer
Wir hoffen auf ganz viele Versionen des Präludiums. Wir glauben nämlich, dass bei dem Stück durchaus Interpretationsspielraum vorhanden ist. Und überhaupt würde sich die junge Emilia sicher freuen, nicht nur ihren Vater in der aktuellen Gitarrenwelt repräsentiert zu sehen!
So, jetzt aber ran an das gute Stück!
ALBUM DER AUSGABE
Teresa de Rogatis / Mònika Minar - From Naples to Cairo
Was eine Entdeckung. Abermals: Danke Eva.
Unser Album der Woche kommt von Mònika Minar. Mit der LP From Naples to Cairo liegt hier ein wunderschöner Auszug der Musik von Teresa de Rogatis vor. Teresa de Rogatis wurde in Neapel geboren. Später zog es sie nach Kairo, wo sie auch half, das nationale Konservatorium von Ägypten mit zu begründen.
Das Album ist eine ganz wunderbar impressionistisch anmutende Reise. Die Musik von Teresa de Rogatis ist für uns jetzt schon eines der größten Geschenke des Jahres. Draußen sitzend und das Säuseln des Windes in den Ästen hörend erfreuen uns die Melodien dieses Albums und wir fragen uns ein bisschen, wie wir in all den Jahren unseres Gitarristenlebens an ihr vorbeigekommen sind?
Neben der “Fantasia araba” und “Bagdad” gefällt uns das Stück “Balletto” am besten auf diesem Album, wegen seiner minimalistischen, repetitiven und dissonanten Elemente. Aber auch die lyrischen Melodien und das geheimnisvolle Verwenden der Flageoletts begeistert uns.
Hört rein. Ein sehr spannender musikalischer Kosmos. Übrigens danke an den warmen Sound, Mònika Minar!
KNOW-HOW
mit Eva Beneke
Das heutige Interview ist mit Sicherheit das Kernstück der vorliegenden Ausgabe. Nicht zuletzt, weil die Ausgabe ohne das Gespräch mit Eva Beneke wohl gar nicht mit diesem Fokus zustande gekommen wäre. Wir möchten an dieser Stelle gar nicht mehr sagen als einfach: Danke!
Denn: Alles weitere liefert Eva in ihren Antworten selbst. Viel Spaß beim Lesen.
Im Kanon des klassischen Gitarrenrepertoires ist die Bezeichnung „unterrepräsentiert“ für Komponistinnen noch eine nette Umschreibung! Wie kommt das?
Tja, wir können uns vor allem beim 19. Jahrhundert bedanken, wo das Bürgertum mit seinen patriarchalen Strukturen Frauen einen sehr beschränkten Platz in der Gesellschaft zuwies: nämlich Kinder, Küche, Kirche.
Viele Strukturen im klassischen Musikbetrieb sind in dieser Zeit entstanden und wirken bis in unsere Zeit nach. Sämtliche Bereiche der Musikausübung, von Orchesterbetrieb und Hochschullehre bis hin zur Musikwissenschaft und Musikkritik, waren männlich dominiert, und damit auch der Werkekanon. Es hat sich vieles geändert, aber wer sich heute ein typisches Examensprogramm anschaut, wird auch dort nur sporadisch ein Werk einer Komponistin entdecken.
Dann gab es natürlich auch immer einflussreiche Künstler*innen-Persönlichkeiten wie Andrés Segovia, die den Kanon für unser Instrument maßgeblich mitbestimmt haben. Dass Segovia Werke ablehnte, die nicht seinem Geschmack entsprachen, ist ja kein Geheimnis – und das waren bei weitem nicht nur Werke von Frauen. Als Beispiel fällt mir da Teresa de Rogatis ein, die mit ihren Stücken eine Brücke zwischen Impressionismus und Neoklassik schlägt. Vielleicht hätte sie viel mehr komponiert, wenn Segovia sie wahrgenommen hätte?
(Link: Teresa de Rogatis: Sonatina, 1. Adagio) https://youtu.be/zr8sg0TZ0Eg?si=1f2j_nX06zufMgWS
Das Thema hat viele Dimensionen – sicher ist die Gitarre da nur ein kleiner Bereich, aber für uns so wichtig! Wer sich in der Tiefe einmal selbst informieren möchte, dem empfehle ich Eva Riegers Buch mit dem abschreckend herrlichen Titel Frau, Musik & Männerherrschaft.
Wann hast du dich des Themas angenommen? Kannst du dich an den Initialpunkt erinnern? Und was ist seitdem passiert?
Das war etwa 2020, während der Pandemie. Vermehrt machte ich mir zu solchen Themen Gedanken – es gab ja wenig Ablenkung. Ich verschlang einiges an Büchern, die mich bewegt haben, z. B. Invisible Women von Caroline Criado Perez – eine Empfehlung meiner argentinischen Kollegin Carolina Folmer. Aber der Blick in die Gitarrenszene und auf die Programme in Konzerten, Wettbewerben und bei Festivals hat mir nicht mehr gefallen. Irgendwann stand dann die Frage im Raum: Warum spiele ich eigentlich so gut wie nie ein Werk von einer Frau? Und was bedeutet das für mich, als Musikerin?
Ich habe dann recherchiert, im Austausch mit anderen Gitarristinnen wie Heike Matthiesen, die ja eine wahre Enzyklopädie für Komponistinnen war, mit Jiji Kim und Kolleginnen vom Netzwerk Gitarre Berlin (Link: https://www.netzwerkgitarreberlin.de). Diese Bildungslücke begann sich langsam für mich selbst zu schließen – und tut es immer noch.
Eigene Arrangements, Kammermusik, Solostücke, Konzerte – es gibt eine ganze Welt zu entdecken!
Zu keinem Zeitpunkt sollte es darum gehen, unser geliebtes “Standardrepertoire” zu verdrängen oder gar zu ersetzen – das ist ein oft gehörtes Vorurteil. Für mich bedeutet es: weg vom eurozentrischen, männlich dominierten Kanon hin zu einer weiter gefassten Vorstellung von klassischer Musik, die, um es mal polemisch zu formulieren, nicht ausschließlich Werke “weißer Männer” als Standard akzeptiert.
Welche 3 Komponistinnen in der Musikgeschichte findest du besonders spannend und welche drei aktuellen Komponistinnen begeistern dich gerade?
Da gibt es so viele! Germaine Tailleferre (Link: Guitare https://youtu.be/QUV_gmpO5f0?si=L7hVetjxjkHlDUxy), die sich gegen den Willen des Vaters und zweier (!) Ehemänner für das Komponieren entschied, teilweise unterstützt von ihrem Lehrer Maurice Ravel. Oder Elisabeth Jacquet de la Guerre – 20 Jahre vor J.S. Bach in Paris geboren, war sie ein echter barocker Superstar und Hofkomponistin für Louis XIV! Ich habe kürzlich eine Cembalosuite von ihr für die Gitarre transkribiert.
Natürlich Hildegard von Bingen, die Mystikerin des Spätmittelalters – allgemein bekannt durch die Kräuterkunde und Rezepte. Sie war aber auch Dichterin, Komponistin und Universalgelehrte. Von ihr stammt das einzige überlieferte mittelalterliche Musikdrama (Link: https://youtu.be/f1sJ91rS0o0?si=UM1pz-CsdcEnTMYO), sowohl Text als auch die Musik.
Von Hildegard lassen sich bis heute Komponist*innen inspirieren, so beispielsweise Sofia Gubaidulina, die 1994 ein Stück für Solo-Alt namens Aus den Visionen der Hildegard von Bingen schrieb. Serenade & Toccata werden einige sicher kennen – zwei wunderbare, bildreiche und ausdrucksstarke Solostücke. Auch sehr lohnenswert ist ihre Kammermusik mit zwei oder drei Gitarren und Streichern – da gibt es abendfüllendes Repertoire für uns Gitarrist*innen zu entdecken.
Aktuell finde ich die junge ungarische Komponistin Petra Szászí bemerkenswert. Ich habe ihr Solostück Hommage à Charles Bukowski (Link: http://www.evabeneke.com/new-album-page ) gerade für ein neues Album aufgenommen – es gibt aber auch ein sehr cooles, rhythmisches Gitarrenquartett, Dyslexia, und ein neues Stück für Cello und Gitarre, welches letztes Jahr von Jesse Flowers und Ildikó Szabó uraufgeführt wurde.
Sonst lohnt es sich natürlich immer, auch ausserhalb der Gitarrenwelt zu forschen – die koreanische Komponistin Unsuk Chin (Link: https://www.nzz.ch/feuilleton/wunderlandmusik-unsuk-chin-erhaelt-ernst-von-siemens-musikpreis-ld.1830886 ) beispielsweise lebt seit vielen Jahren in Berlin und schreibt wahnsinnig tolle Musik, komplex, hochvirtuos, z. B. das Cello-Konzert, oder die als nahezu unspielbar geltenden Klavieretüden - jetzt gehören sie in Klavierwettbewerben bereits zum Repertoire. Als Studentin durfte ich sie einmal kennenlernen. Ich wirkte in einem Orchesterprojekt mit und leider, leider war Mirroirs des temps das einzige Stück aus der Feder einer Frau zu meinen Studienzeiten - immerhin mit Gitarre im Orchester!
Wie glaubst (und hoffst) du wird sich das Thema in 10 Jahren entwickelt haben? Was braucht es, um dem Ungleichgewicht entgegenzuwirken?
Hoffentlich brauchen wir irgendwann diese Diskussionen gar nicht mehr, und können uns auf das Wesentliche - nämlich gute Musik - konzentrieren. Nun ist es aber so, dass vielerlei Faktoren dazu beitragen, ob und wie oft etwas aufgeführt wird. Nicht zuletzt obliegt es Veranstalter*innen und dem Geschmack des Publikums. Aber auch Marketing, Agenturen, die Räder der Musikindustrie und letztlich wir Interpret*innen. Da sind noch einige Schranken abzubauen. Bekanntlich wird Neues immer mit Widerstand begrüßt.
Vorstellen kann ich mir: eine Art “Quote” für Pflichtstücke bei Wettbewerben, Aufnahmeprüfungen, Examensprogrammen – das klingt vielleicht etwas brachial, ist aber in der Kunst und Literatur teils schon der Fall. Im nächsten Semester arbeite ich beispielsweise in einer Gruppe, die für Norwegen einen vielfältigen Katalog für das Aufnahmeprüfungsrepertoire der Musikhochschulen erstellen wird. Zu dem Thema kann ich einen klugen und wichtigen Artikel von Jiji empfehlen, der mich damals sehr bewegt hat: “How audition requirements exclude” (2020) (Link: https://newmusicusa.org/nmbx/how-audition-requirements-exclude/).
Kannst du etwas zu deinem Forschungsprojekt erzählen?
Sehr gerne! Gemeinsam mit zwei fantastischen Kolleginnen haben wir an der Norwegischen Musikhochschule in Oslo ein Forschungsteam zum Thema Challenging Musical Canons (Link: https://nmh.no/en/research/projects/challenging-musical-canons).
Die beiden kommen aus der Musikpädagogik bzw. der Musikwissenschaft, ich repräsentiere die musikalische Praxis und Lehre sowie künstlerische Forschung. Es geht darum, gängige Standards und Konventionen wissenschaftlich zu hinterfragen – z. B. die Behauptung “Frauen hätten keine relevanten Werke zur Musikgeschichte beigetragen” oder “es gab nunmal in der Vergangenheit nicht so viele gute Komponistinnen”.
Aber auch Fragen wie: Wie kommt ein Werk in den Kanon? Wer entscheidet das? Was setzt sich durch, und warum? Es ist ja auch so, dass Musikrezension und Musikkritik die längste Zeit fast ausschliesslich von Männern betrieben wurden, ebenso die Verlage. Das ist alles wirklich unglaublich spannend. Dazu wird es dann Artikel geben, Präsentationen, Gesprächskonzerte und vieles mehr.
Wie sensibilisierst und begeisterst du junge Gitarrist*innen (deine Studierenden) für das Thema?
Meiner eigenen musikalischen Suche entsprangen ganz automatisch einige Projekte mit den Studierenden – 2021 hatten wir eine Projektwoche zum Thema “Komponistinnen”. Und im Herbst 2023 – darauf bin ich schon ein bisschen stolz – hat dann die gesamte Musikhochschule in Oslo eine Woche mit Kammermusik von Frauen auf die Beine gestellt. Das ging quer durch alle Instrumente und Abteilungen: Jazz, Klassik und norwegische Volksmusik. Ich habe so viel neues Repertoire kennengelernt!
Es gab mehrere Konzerte täglich, Uraufführungen, ein studentisches Orchesterprojekt: Die haben ganz ohne Dirigent*in gearbeitet (noch so eine traditionelle Männerposition!) und ein Werk einer 19-jährigen Studentin aufgeführt. Dazu Diskussionen und Gespräche – die Zeit ist einfach reif, Studierende wollen diese Themen aktiv bearbeiten, und zwar jetzt!
Im Einzelunterricht ermutige ich durchaus, Werke von Frauen zu spielen oder zu arrangieren. Im kommenden Herbst wird es eine “Stimme & Gitarre” Projektwoche geben, wo wir das Basso Continuo eben mal zu Arien von Barbara Strozzi (Link: https://youtu.be/XWXAUnXQlhY?si=YEPl5iEsPnHr2e2K ) oder Claudia Sessa aussetzen.
Generell achte ich viel mehr darauf, auch mal eine Etüde von einer Komponistin vorzuschlagen oder bei Audiobeispielen oder auf YouTube Interpretinnen und Interpreten gleichermaßen rauszusuchen.
Wenn du einen Satz auf ein Plakat drucken lassen könntest, das in riesiger Auflage bei allen (klassischen) Musik-Festivals der Welt hängen würde. Welcher wäre das?
“Today is the future!”
GITARRE UND…
DUO FANTASQUE spielt Etude Fantasque by Ida Presti
Die Französin Ida Presti war die angesagteste klassische Gitarristin des 20. Jahrhunderts. Aufgrund ihrer hohen Virtuosität in jungen Jahren wurde sie sogar als “weiblicher Mozart” bezeichnet. Mit ihrem Mann formte sie das Duo Presti-Lagoya, das zu den erfolgreichsten Gitarrenduos überhaupt zählt. Großer Name also, großartige Interpretin – und auch noch eine fabelhafte Komponistin.
Das zeigt uns das Duo Fantasque mit seiner Interpretation der Etude Fantasque. Ein kleines Feuerwerk an unerwarteten Wechseln zwischen lyrischen, explosiven, verspielten und in die Tiefe gehenden Teilen. Bringt unheimlich Laune, dieses Stück zu hören und Alessandra Luisi und Giusi Marangi bei ihrem technisch wie musikalisch super ineinandergreifenden Spiel zuzusehen. Die beiden finden immer die passenden Farben, um das große Ganze nachvollziehbar zu gestalten. Uns zumindest hat das Duo Fantasque direkt abgeholt!
Wir hoffen, euch geht es ebenso!
Wer noch etwas mehr über das Leben der bewundernswerten Künstlerin Ida Presti erfahren möchte:
OUTRO
Vielen Dank fürs Lesen der Ausgabe. Wir hoffen, ihr hattet Freude und könnt ein bisschen was mit in die nächsten Tage nehmen. An dieser Stelle wollen wir uns auch mal endlich beim Team bedanken. Danke Fab von Golden Ticket Leipzig für die Unterstützung, die kreativen Inputs und das Layout. Danke Christian für das Lektorat und die Übersetzung.
Wir lesen uns in 2 Wochen.
Lieb gegrüßt,
Stefan und Willi
New Classical Guitar ist ein Newsletter von Willi Leinen und Stefan Degel von TMBM. Unsere Musik und weitere Infos zu unserem Werdegang findest du unter t-m-b-m.com
Auf Spotify kuratieren wir eine Playlist mit unseren Lieblingsstücken. Du kannst unserer New Classical Guitar Playlist unter https://open.spotify.com/playlist/3ZwxJRAsW9Zs2JiS2eLy6a?si=9b2a737f01c043a4 folgen und uns gern neue Empfehlungen schicken.